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KABEG Management » Weltanästhesietag: Von der Äthernarkose zum breiten Leistungsspektrum der Anästhesie

09 / October / 2017

Weltanästhesietag: Von der Äthernarkose zum breiten Leistungsspektrum der Anästhesie

Vor 170 Jahren - am 16. Oktober 1846 - wurde die moderne Anästhesie mit Einführung der ersten Äthernarkose begründet. Heute hat die Anästhesiologie ein breites Leistungsspektrum und basiert vor allem auf vier Säulen: Der Anästhesie, der Intensiv- und Notfallmedizin sowie der Schmerzmedizin.

Am 16. Oktober 1846 führte William Thomas Green Morton im sogenannten „Äther-Dom“ an der Harvard Medical School in Boston (USA) die erste öffentliche Äthernarkose durch. Hierfür hatte er ein erstes, einfaches Narkosegassystem entwickelt. Die Möglichkeit, schmerzlos operieren zu können, revolutionierte die Medizin und erlaubte die Ausweitung der Chirurgie. Schon kurz nach Einführung der Äthernarkosen nahm die Zahl der Operationen sprunghaft zu.

„Heute heißt Anästhesiologie nicht nur Operationen begleiten, sondern auch intensiv therapieren (Intensivmedizin), Leben retten (Notfallmedizin) und Leid lindern (Schmerztherapie und Palliativmedizin)“, sagt Dr. Ingo Kager, Vorsitzender des Berufsverbandes der Kärntner Anästhesisten und Intensivmediziner. Anästhesisten sind vielseitig tätig und werden im Rahmen ihrer Facharztausbildung auch zu Intensivmedizinern und Notärzten ausgebildet. Die Ausbildung zu Schmerztherapeuten und Palliativmedizinern kann zusätzlich absolviert werden.

Betreuung bei Operationen

In Kärnten werden jährlich mehr als 40.000 operative Eingriffe durchgeführt. „Wie funktioniert eine Narkose?“, „Ist die Narkose auch wirklich sicher?“ oder „Werde ich nach der Operation Schmerzen haben?“ – sind nur einige Fragen, die Patienten oder deren Angehörige vor dem chirurgischen Eingriff stellen. Ansprechpartner dafür sind die Anästhesisten, die sich im Vorfeld einer OP unter anderem ein Bild von der Krankheitsgeschichte und dem aktuellen Gesundheitszustand machen und festlegen, wie die Narkose und wie die genaue Schmerzbehandlung im Anschluss aussehen soll.

Während der OP überprüft der Anästhesist permanent die Vitalwerte wie Blutdruck, Atmung und Puls und lässt seine Erkenntnisse auch in den Therapieplan nach der Operation einfließen. Die Vollnarkose ist heutzutage ein sehr sicheres medizinisches Verfahren, deren Komplikationsrisiko gering ist. Dennoch kann es in Abhängigkeit von Operationsverfahren und dem körperlichen Zustand des Patienten zu Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, allergischen Reaktionen und Schmerzen nach dem Eingriff kommen. „Die professionelle Arbeit der Anästhesisten trägt wesentlich dazu bei, dieses Risiko zu minimieren“, erläutert der Villacher Primarius Dr. Ernst Trampitsch.

In den vergangenen Jahren haben intensive Forschungen zum Einsatz neuer Technologien geführt, die eine gezielte Steuerung der Narkosedauer und der Narkosetiefe ermöglichen. Der Einsatz von Checklisten, in denen kurz vor der Operation nochmals detailliert abgeglichen wird, wie der Eingriff abzulaufen habe, hat die Sicherheit weiter gesteigert. Die kontinuierliche Begleitung des Patienten durch einen Facharzt - von der Einleitung der Narkose bis zum Erwachen im Aufwachraum - ist in Österreich eine Selbstverständlichkeit.

Sicherheit auch bei Eingriffen im Alter

Auch das Alter selbst stellt heute keine wesentliche Erhöhung des Narkoserisikos dar. Dies hängt jedoch wesentlich von den Begleiterkrankungen eines Patienten ab. Prim. Dr. Eckhard Oberleitner, Abteilungsvorstand Anästhesie LKH Wolfsberg: „Unter Berücksichtigung der Erkrankungen und des Allgemeinzustandes legt der Arzt sowohl das optimale Anästhesieverfahren als auch die genaue Schmerzbehandlung nach der OP fest.“ Falls es möglich ist, erhalten ältere Patienten heutzutage eher Teilnarkosen, da so weniger sedierende Medikamente verabreicht werden müssen. Dies verringert die Gefahr von Denkleistungsstörungen und Verwirrtheitszuständen nach Operationen.

Anästhesie in der Geburtshilfe

Auch in der Geburtshilfe ist der Anästhesist als kompetenter Partner gefragt. Selbst wenn die Geburt normal verläuft, gibt es Situationen, die eine Schmerzbehandlung erfordern. Diese erlaubt es der Frau, neue Kraft zu schöpfen und wieder aktiv bei der Geburt mitzuhelfen. Schmerzen lassen sich mithilfe der modernen Anästhesiologie wirksam lindern. Die Risiken und Nebenwirkungen der Schmerzbehandlung für Mutter und Kind sind dabei äußerst gering. Rechtzeitig in Anspruch genommen, nehmen sie die größten Anspannungen und Verkrampfungen und helfen damit, das Kind sicher auf die Welt zu bringen.

Kaiserschnitte wären ohne Anästhesie nicht durchführbar und haben durch die Entwicklung im Laufe der Jahre maßgeblich zu einer massiven Reduktion von mütterlichen und kindlichen Todesfällen beigetragen.

Hightech und Menschlichkeit

150.000 Patienten werden in Kärnten pro Jahr von den Anästhesisten betreut, viele davon auf den Intensivstationen. Künstliche Beatmung, Kreislaufunterstützung, Tiefschlaf und Blutwäscheverfahren sind der tägliche Aufgabenbereich der Berufsgruppe. „Trotz hoch technischer Umgebung ist es uns aber vor allem auch ein Anliegen, menschliche Wärme, Aufmerksamkeit und viel Einfühlvermögen in den Arbeitsalltag zu bringen“, so Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar, Abteilungsvorstand der Anästhesie am Klinikum Klagenfurt. „Ethische Aspekte spielen ebenso eine wichtige Rolle wie die medizinische Versorgung.“

Den Patienten Hungergefühl, Durst, Angst und Schmerzen zu nehmen sind oberste Prämissen. Leben zu erhalten und im ethisch vertretbaren Rahmen auch zu verlängern stellt die Intensivmediziner daher auch immer wieder vor große Herausforderungen.

 

 

 

 

Zahlen, Daten und Fakten zur Anästhesiologie in Kärnten

In den KABEG-Spitälern Klinikum Klagenfurt, LKH Villach und LKH Wolfsberg gibt es die größten Anästhesieabteilungen. Allein im Klinikum Klagenfurt sind derzeit 80 Anästhesisten und weitere 28 Ärzte im LKH Villach sowie 13 in Wolfsberg tätig.

Anästhesieabteilungen betreiben auch das UKH Klagenfurt, das Krankenhaus der Elisabethinen, die Privatklinik Maria Hilf, das Krankenhaus St. Veit, das Krankenhaus Friesach, die Privatklinik Villach und das Krankenhaus Spittal/Drau. Insgesamt gibt es in Kärnten 190 aktive Anästhesistinnen und Anästhesisten

Anästhesisten betreuen allein im Klinikum Klagenfurt, dem Schwerpunktkrankenhaus Kärnten mit Zentralversorgungscharakter, 30 Betten der höchsten Intensivkategorie an drei verschiedenen Intensivstationen mit Beatmungsmöglichkeit, Dialyse, Herz-Lungen-Maschine und allen modernen Standardintensivverfahren sowie das Aufwachzimmer. Dort werden Patienten direkt nach Operationen weiter umsorgt. Insgesamt werden in Kärnten 60 Intensivbetten durch die Anästhesieabteilungen betreut.

An allen Kärntner Notarztsystemen sind Anästhesisten freiberuflich mit an Bord und Großteils auch organisatorisch federführend. Es gibt in Kärnten Die Anästhesieabteilungen in Klagenfurt und Villach betreuen je eine Tagesklinik. Die Tagesklinik im Klinikum Klagenfurt betreut seit elf Jahren Patienten aus zwölf Fachabteilungen. Die Tagesklinik im LKH Villach besteht seit gut einem Jahr, die Patientenzahlen steigen stetig.

Die Anästhesieabteilungen im Klinikum Klagenfurt und im Krankenhaus St. Veit betreiben Schmerzambulanzen. Im Klinikum Klagenfurt ist die Schmerzambulanz weltweit bekannt und eines der wenigen „Center of Exellence“ in Europa.

Eine Palliativstation mit vierzehn Betten und mobile Palliativmedizin wird im Klinikum Klagenfurt ebenfalls von der Anästhesieabteilung bespielt. Auch im Krankenhaus St. Veit ist die Palliativstation der Anästhesieabteilung zugeordnet.

Aktivitäten in den KABEG-Spitälern rund um den Weltanästhesietag

Das Team der Anästhesie im LKH Villach lädt am 16. Oktober 2017 von 14 bis 18 Uhr im Congress Center Villach zu einer Informationsveranstaltung für Schulen: „Anästhesie in sicheren Händen: Narkose und Notfallmedizin hautnah“

Am Programm stehen interessante Vorträge, etwa zur Geschichte der modernen Anästhesie oder der Alltag einer Notärtzin. Zusätzlich gibt es Workshops zur Reanimation durch das Basic-Life-Support-Team. Besonderes Highlight: Wie man eine Reanimation und Intubation richtig durchführt, können Interessierte in Workshops an Übungspuppen ausprobieren.

Im LKH Wolfsberg findet am 13. Oktober 2017 eine Vortragsreihe für Fachpublikum anlässlich „45 Jahre Anästhesie LKH Wolfsberg“ statt. Themenschwerpunkte sind die Anästhesie im Wandel der Zeit sowie ethische Gesichtspunkte in der Intensivmedizin. Anschließend steht eine Besichtigung der neuen Intensivstation und des Zentral-OPs am Programm.

Der Berufsverband der Kärntner Anästhesisten ist eine Interessensvertretung mit rund 60 Mitgliedern. Ihnen ist es vor allem ein Anliegen, das Tätigkeitsfeld der Anästhesie und Intensivmedizin der Öffentlichkeit zu präsentieren und Ängste abzubauen.